Champion-Tree-Porträt Februar 2022

Gleditsia triacanthos L. ´Elegantissima` – Amerikanische Gleditschie ´Elegantissima`

Familie: Fabaceae, Hülsenfrüchtler, ehemals und lange Zeit auch als Leguminosae bezeichnet. Mitunter findet sich auch noch der heute als Fabaceae-Unterfamilie bewertete Name Caesalpiniaceae, Johannisbrotgewächse.

Die sehr große Familie der Hülsenfrüchtler umfasst auch eine große Zahl von Gehölzen, die in unseren Breiten in vielen Gärten und Parks eine bedeutende Rolle spielen oder als Straßenbäume, wie z. B. auch die Gleditschien, wichtige Funktionen wie Beschattung, Kühlung und Sauerstoffanreicherung in den Städten und nicht zuletzt Zierwert übernehmen. Um nur einige Gehölzarten zu nennen: Judasbaum, Cercis - Geweihbaum, Gymnocladus - Geißklee, Cytisus - Goldregen, Laburnum - Robinie, Robinia - Schnurbaum, Styphnolobium - Blauregen, Wisteria.

In diesem Porträt geht es um die Gattung Gleditsia und um eine ihrer eher seltener anzutreffenden Sorten, doch dazu später mehr. Bekannt sind uns zuerst einmal die groß werdenden Amerikanischen Gleditschien, Gleditsia triacanthos, die wegen ihrer imposanten, nicht ungefährlichen Dornen an Stamm und Ästen auffallen. Die Dornen können bis zu 20 cm lang werden und sich sogar verzweigen, mitunter fehlen sie aber auch und wir haben die fo. inermis vor uns. Dies ist gerade im urbanen Raum eine sehr interessante Form, die deshalb mittlerweile zu einigen anderen dornenlosen Sorten im Gehölzangebot der Baumschulen geführt hat: ´Skyline`, ´Shademaster` und ´Sunburst` sind hier zu nennen. Leider kommt es gelegentlich auch bei den dornenlosen Formen nachträglich doch zu Dornenbildungen, ganz sicher kann man also nicht sein. Die Dornen sind aber sehr beeindruckend und führten daher auch zu der deutschsprachigen Benennung Dreidorniger Lederhülsenbaum. Und die hier im deutschen Namen auftauchenden Hülsen sind ebenfalls bemerkenswert auffällig, können sie doch über 40 cm lang werden. Die Hülsen sind eher flach, dabei sichelförmig sowie längs verdreht, sie bleiben mitunter den ganzen Winter am Baum hängen und bewirken durch ihre glänzende dunkelbraune Färbung einen schönen Fruchtschmuck. Weniger beliebt ist dann aber die Phase, wo sie in Massen ziemlich gleichzeitig herunterfallen und durch ihre ledrige Beschaffenheit einen nicht unerheblichen Aufwand bei der Beseitigung auf Straßen, Fuß- und Radwegen sowie Plätzen nach sich ziehen. Es hat halt alles seine mindestens zwei Seiten. Zumindest bleibt festzuhalten, dass auch auf diese Eigenschaft schon gärtnerisch reagiert wurde, nämlich mit der Züchtung der bereits erwähnten Sorten ´Skyline´ und ´Sunburst`, denen man neben den Dornen auch noch die Fruchtbildung züchterisch ausgetrieben hat.    

Abb. 1: Die Dornen von Gleditsia japonica var. delavayi. Diese Varietät der Japanischen Gleditschie bildet neben den imposanten Dornen über 50 cm lange Hülsenfrüchte aus. Aufnahme: Manfred Wessel

Abb. 2: Die Amerikanische Gleditschie ist mit ihren Sorten die häufigste Vertreterin der Gattung in Mitteleuropa. Auch ihre Dornen sind sehr beachtlich und wehrhaft. Aufnahme: Annette Jung

Neben der Amerikanischen und der Japanischen Gleditschie finden sich von den insgesamt 13 Arten, die in Asien, in Nord- und Südamerika vorkommen, nur noch seltener die Chinesische und die Kaspische Gleditschie, Gleditsia sinensis aus Ostasien und Gleditsia caspica aus dem Kaukasus, in Kultur. Erschwerend kommt hinzu, dass es durchaus häufiger zu Hybridisierungen kommt und dadurch manche Artbezeichnungen in den Gärten nicht korrekt sind. Noch seltener findet man in den Sammlungen die Art Gleditsia aquatica, eine auch in der Heimat, der südöstlichen USA, äußerst selten anzutreffenden Wildart.

Kommen wir nun zu unserer Sorte, die dem Artikel hier den Namen gegeben hat. Auch in den einschlägigen Baumschul-Katalogen ist sie nicht oder nur sehr selten aufzufinden: ´Elegantissima`. Diese Sorte ist wahrscheinlich um 1880 in Frankreich entstanden und zeichnet sich vor allem durch eine malerisch gewachsene, mehr oder weniger eiförmige Krone sowie die sehr feine Blattstruktur aus. Die einzelnen Blättchen des gefiederten Blattes sind kleiner als bei der Art, was zu einem recht filigran wirkenden Gesamteindruck und damit wohl zu der Sortenbezeichnung führte. Der langsame Wuchs endet bei einer maximalen Höhe von 6-8 m, einschließlich der Unterlage gemessen, bei einer Kronenbreite von nur 2-3 m und einem kleinen Baum oder mehrstämmigen Strauch. Man veredelt die Sorte in der Regel auf dornenlose Formen der Amerikanischen Gleditschie, sodass auch diese Sorte zumeist keine Dornen ausbildet. 

Allgemein gelten Gleditschien als recht anspruchslose, bodentolerante Gehölze, die auch trockenere Bedingungen recht gut vertragen, aber auch in Überschwemmungsgebieten der nordamerikanischen Heimat verbreitet sind - eine erstaunliche ökologische Amplitude und eine potentiell zukunftsfähige „Klimabaumart“.

In der Rekordbaumliste der DDG findet sich lediglich eine einzige Nennung der Sorte ´Elegantissima`, die auf dem Gelände der LWG (Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau) in Veitshöchheim wächst: 

https://ddg-web.de/rekordbaeume.html?VCardId=7809. Dieses Exemplar ist also zugleich Bundes- und bayerischer Landeschampion. Wenn eine Leserin oder ein Leser dieses Artikels einen weiteren Standort dieser seltenen Sorte kennt, freuen wir uns sehr über eine Meldung zur Vervollständigung der Rekordbaumliste.

Die Geschichte des Veitshöchheimer Gehölzes ist eine besondere, denn es kam am 7. Februar 2022 zur bundesweit erstmaligen Verpflanzung eines Champion Trees und zum Umzug in ein neues Quartier - hierzu folgt ein ausführlicher Bericht in den nächsten Ginkgoblättern der DDG.

Siehe auch die Webseite der LWG: 

https://www.lwg.bayern.de/presse/pms/2022/294883/index.php

Abb. 3: Noch am alten Standort der LWG Veitshöchheim: Gleditsia triacanthos ´Elegantissima`. Aufnahme: Philipp Schönfeld

Abb. 4: Ein Bundeschampion ist umgezogen - Aus- und Neubaupläne der LWG Veitshöchheim, Institut für Bienenkunde, sind ursächlich für diese Aktion. Aufnahme: Manfred Wessel 

Interessant ist noch, dass die Sorte ´Elegantissima` schon in der „Revue horticole“ von 1905 auf der Seite 513, Fig. 199, abgebildet zu finden ist, und zwar unter dem Namen „Gleditsia inermis elegantissima“, wie Eike Jablonski zu berichten weiß. Von ihm stammt auch die Information zum Jahrbuch 2019 der Belgischen Dendrologen - hier findet sich ein lesenswerter Artikel zu Gleditsia triacanthos ´Columnaris`. Warum dies interessant ist? Im „Handbuch der Laubgehölze“ von Gerd Krüssmann in der 2. Auflage von 1977 auf Seite 117 nennt der Autor ´Columnaris` als Synonym der Sorte ´Elegantissima`. Es bleiben also weitere nomenklatorische Fragen bestehen.

Manfred Wessel, Bad Vilbel

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