Rekordbäume / Champion Trees - Was gibt´s Neues?
Mai 2020
Syringa x persica L. ´Chinensis`
Chinesischer Flieder
Familie Oleaceae (Ölbaumgewächse)
Wir haben einen neuen Bundeschampion im Mai und bleiben in einer uns schon bekannten Familie. Der Flieder, Gattung Syringa, gehört wie die Fontanesie zur Familie der Ölbaumgewächse. Wir unterscheiden bis zu 30 verschiedene Flieder-Arten, die in Südost-Europa, Vorderasien, Südost-Asien und der Mandschurei in Ost-Asien vorkommen. Sie alle vereint die Gegenständigkeit der meist einfachen, selten gelappten oder gefiederten Blätter. Es handelt sich überwiegend um sommergrüne Sträucher, seltener kleine Bäume mit rispenartigen Blütenständen, die einen auffälligen, oft betörenden Duft verströmen. Diese Eigenschaft ist der Grund für die Kultivierung der Flieder und die immense Vielfalt an Gartenformen.
Ausgangspunkt der Züchterei war der Gewöhnliche oder Garten-Flieder, Syringa vulgaris. Dieser fand den Weg aus seiner Heimat in Südost-Europa nach Österreich und Frankreich bereits im 16. Jahrhundert, wurde dann in der Folgezeit auch gerne in mitteleuropäischen Bauerngärten, in Strauchrabatten und als Solitär in Parkanlagen verwendet und hat es heute nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz sogar bis zur invasiven Art geschafft, weil der Flieder heimische Arten verdrängen kann. Es existieren die verschiedensten Duftnoten, der Geruch und die enorme Farbenvielfalt von blau über rot bis weiß in allen denkbaren Schattierungen in einfachen und gefüllten Blüten hat sich in ungefähr 800 züchterischen Gartenformen niedergeschlagen.
Eine häufige, vielen Sorten zugrunde liegende züchterische Kombination ist die aus den Ausgangsarten Syringa protolaciniata, dem Buchsblättrigen Flieder aus China mit dem Gewöhnlichen Flieder, Syringa vulgaris: Syringa x persica.
Und nun haben wir es nach dieser kleinen Exkursion endlich wieder zum Beginn unserer Geschichte und zu unserem neuen Bundeschampion geschafft. Die Sorte oder Gartenform ´Chinensis`, häufiger auch als Syringa x chinensis nomenklatorisch verewigt, findet sich in einem beeindruckenden Ensemble von 16 großen Sträuchern in Berlin im Stadtteil Lichtenberg. Dort befindet sich das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, hervorgegangen aus der „Städtischen Irrenanstalt Herzberge“ vom Ende des 19. Jahrhunderts. DDG-Mitglied Andreas Gomolka, der „Entdecker“ dieser dendrologisch bemerkenswerten Versammlung vor dem Haupthaus des Krankenhauses, datiert die Sträucher in die Gründungszeit, somit haben sie ein ungefähres Alter von 130 Jahren.
Der Stammumfang des stärksten Exemplars liegt bei 39 cm, der Kronendurchmesser bei ca. 5 m, die Höhe beträgt ca. 3 m.
Alle aktuellen Neumeldungen der Rekordbäume / Championtrees vom 4.5.2020 sind hier zu finden.
Manfred Wessel, Bad Vilbel