Rundbrief
DDG-Rundbrief 21.12.2021
Liebe Mitglieder der DDG, liebe Dendrologinnen und Dendrologen,
bald feiern wir das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel. Wieder können wir es nicht so unbeschwert feiern, wie wir hofften. Es ist zu hoffen, dass 2022 eine langsame Rückkehr zum gewohnten Leben möglich ist. Die DDG plant für das kommende Jahr einige Veranstaltungen, u. a. das Winterseminar, eine Studienfahrt und die Jahrestagung, auch die Kür des Rekordbaums des Jahres und die Ausrufung weiterer Nationalerbe-Bäume. Viele Regionalgruppen haben wieder ansprechende Exkursionen organisiert. Sie werden dies in den Ginkgoblättern 168 lesen können.
Es hat in diesem Jahr viel geregnet – das ist gar nicht mehr so selbstverständlich nach den Dürrejahren 2018–2020! Im Westen Deutschlands regnete es am 14. Juli teilweise über 160 Liter an einem Tag, zu viel für die Bäche und Flüsse. Eine Flutkatastrophe von bislang noch nicht dagewesenem Ausmaße war die Folge. Dass dieses Ereignis eine Folge des Klimawandels war, ist wahrscheinlich. Der Klimawandel ist da, schneller als erwartet.
277.000 Hektar Wald in Deutschland sind zerstört So lautet die Nachricht des Waldberichts 2021, der im Juli erschien. Festgestellt wird, dass „neben der extremen Dürre und den Hitzewellen in den Jahren 2018 bis 2020 auch die starken Stürme der Jahre 2017 und 2018 und die massenhafte Vermehrung von Borkenkäfern in den Wäldern zu Störungen und massiven Waldschäden geführt haben. Inzwischen seien 277.000 Hektar Wald zerstört und müssten aufgeforstet werden. Eine Fläche, größer als das Saarland. Allein in Nordrhein-Westfalen fielen zwischen 2018 und 2020 mehr als 30 Millionen Kubikmeter Schadholz an“. Der Waldumbau ist nun in vollem Gange, alle Akteure sind sensibilisiert.
Doch nicht nur der Wald ist betroffen, alle Pflanzen, Tiere und wir Menschen natürlich auch. Die Auswirkungen auf Stadtbäume werden immer deutlicher. Die DDG fördert u.a. wissenschaftliche Arbeiten, die sich mit dieser Problematik beschäftigen.
Alte Bäume, Jahrhunderte lang die Zeiten überdauert, sind ebenfalls zunehmend von der Dürre betroffen. Ein Anliegen der DDG ist es, auf diese Uralt-Bäume aufmerksam zu machen und sie, sofern möglich, ins Bewusstsein der Bevölkerung zu holen. Durch das Projekt „Nationalerbe-Bäume“ werden einige dieser Bäume mit Unterstützung der DDG und einem Förderer begutachtet und Pflegemaßnahmen eingeleitet, sofern notwendig. Auch über die Liste der Rekordbäume/Champion Trees werden bemerkenswerte Bäume erfasst, und so mancher Baum konnte dadurch gerettet werden.
Doch jetzt ist bald Weihnachten. Es ist ein frohes, ein besinnliches Fest. Wir besinnen uns auf die Werte, die für uns selbst und für uns als Gesellschaft wichtig sind. Der bald auf das Weihnachtsfest folgende Jahreswechsel steht dann für Aufbruch und Neubeginn.
Nicht alle, die wollen, können in diesen Zeiten verreisen. Wer möchte, kann es aber zumindest in Gedanken tun. Vielleicht geht die Reise zu den Weihnachtsinseln, von denen es gleich zwei gibt:
Die eine Weihnachtsinsel liegt im Indischen Ozean, gehört zu Australien und liegt auf halber Strecke nach Indonesien. Benannt wurde sie vom niederländischen Kapitän William Mynors, der sie mit dem der britischen Ostindien-Kompanie gehörenden Schiff Royal Mary am 25. Dezember 1643 erreichte. Aufgrund des Datums erhielt die Insel ihren Namen.
Die andere Weihnachtsinsel liegt im Pazifik; Kapitän James Cook, der englische Weltumsegler, brach 1776 mit dem Schiff HMS Resolution zu seiner dritten und letzten Expedition auf, um die nördliche Durchfahrt zwischen dem Pazifik und dem Atlantik zu erkunden. Am 24. Dezember 1777 entdeckte Cook 189 km nördlich des Äquators eine unbewohnte Insel. Er verbrachte dort mit seiner Mannschaft die Festtage und gab ihr den Namen Christmas Island – Weihnachtsinsel. Heute heißt sie Kiritimati und gehört zum pazifischen Inselstaat Kiribati. Cook selbst kam von seiner 3. Weltumseglung nicht mehr zurück.
Wer über die Weihnachtstage dazu keine Zeit findet, kann dann ein wenig später dafür die Neujahrsinseln bereisen. Es gibt deren immerhin fünf.
Vielleicht liegen auf Ihrem Weihnachtstisch Haselnüsse? Auch sie sind, wohl aufgrund der zu dieser Jahreszeit verfügbaren Nüsse und auch wegen der sehr frühen Blüte, ein Symbol für den Neubeginn, für Glück und Fruchtbarkeit. Das Haselnüsse Wünsche erfüllen können, weiß man spätestens seit dem schon 1973 erschienenen deutsch-tschechischen Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (auch in diesem Jahr wieder zu sehen, u. a. am 24.12. um 12:10 im Ersten Programm). Die Brüder Grimm hatten im Original schon Ähnliches über die Hasel verlauten lassen.
Suchen Sie noch ein spezielles Geschenk? Den DDG-Baumkalender etwa? Um ihn dann einzupacken, könnten Sie es mit hauchdünnem Papier versuchen, hergestellt aus dem Papiermaulbeerbaum, Broussonetia papyrifera. In Japan wird das nur unglaubliche 0,02 mm starke Papier gefertigt. Ich finde es immer wieder spannend zu erfahren, was aus Teilen von Bäumen entstehen kann. Hier kann man den Herstellungsprozess anschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=YfJKtCr4D98
Noch ein kleiner Hinweis zum Schluss: Unser Ehrenpräsident Prof. Dr. Peter A. Schmidt, der sich sehr vielfältig für Bäume und deren Lebensraum eingesetzt hat und noch immer einsetzt, ist nach langjähriger Mitgliedschaft aus der Global Tree Specialist Group (GTSG) der Species Survival Commission der IUCN auf eigenem Wunsch ausgeschieden. Sara Oldfield aus England spricht dazu im Dezember-Newsletter der GTSG einen herzlichen Dank aus, dem wir uns nur anschließen können.
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen des Vorstands der DDG, schöne Weihnachtsfeiertage und einen guten Start in ein glückliches, gesundes Neues Jahr 2022. Hoffen wir auf ein Wiedersehen anlässlich einer der Veranstaltungen der DDG! Und: Bleiben Sie gesund!
Ihr
Eike Jablonski
Präsident der DDG
Neues von den Champion Trees
Am 9.12.2021 wurden 10 Neumeldungen aufgenommen – Auflistung siehe hier.
Am Beispiel der Echten Walnuss in Tilzow auf Rügen wird auf die Problematik der Messung eingegangen.
Am 15.12.2021 wurden weitere 14 Neumeldungen aufgenommen, Auflistung siehe hier, darüber hinaus gab es Aktualisierung und leider waren auch zwei weitere Abgänge zu verzeichnen.
Eine konkrete Bitte wird formuliert: Starke Exemplare von Juglans regia in Todtnau im Südschwarzwald am Bahnhof, in Waldkirchen (Freyung-Grafenau), in Waltenhofen im Oberallgäu oder in Höck bei Reichertsheim (Oberbayern) aufsuchen und melden.
Es lohnt sich, https://ddg-web.de/championtrees.html regelmäßig aufzurufen.
Vielleicht ergibt sich die eine oder andere Exkursionsidee und dabei kommen für die Datenbank sogar Fotos und/oder aktualisierte Messungen heraus …
Baumpflanzung der DDG-Regionalgruppe Emsland-Grafschaft Emsland
Die Regionalgruppe Emsland-Grafschaft Bentheim der DDG konnte jetzt zum zweiten Mal einen „Baum des Jahres“ am Tierpark in Nordhorn pflanzen. Baum des Jahres 2021 ist der Ilex aquifolium– oder auch Stechpalme oder Hülskrabbe genannt, pflanzen. Da der Ilex im Nordwesten Deutschlands sehr häufig vorkommt und sich auch auf dem Gelände des Tierparks schon selber ausgesät hat, wurde am Samstag, den 4. Dezember eine Zierform des Ilex, ein Ilex × altaclarensis `Golden King` im großzügigen Eingangsbereich des Tierparks gepflanzt. Baumspender war Johannes Feldmann mit seinen Kindern. Tierparkdirektor Dr. Nils Kramer begrüßte diese Verbindung mit der regionalen DDG-Gruppe und wünscht sich, dass diese Aktionen jährlich weitergeführt werden sollen.
Entsprechende Beschilderungen werden angebracht, um die Besucher auf die „Bäume des Jahres“ hinzuweisen. Der sehr gut frequentierte Tierpark wird vor allem von Familien und Schulklassen stark besucht. So wird der zukünftige, kleine „Baumlehrpfad“ sicher auf Interesse stoßen.
Ulla Feldmann
Der Weihnachtsbaum von Wermelskirchen
Ist Bergmammutbaum in Wermelskirchen der größte Naturweihnachtsbaum in Europa? Zu dieser Frage interviewte die „Rheinische Post“ Ende November Manfred Wessel in seiner Eigenschaft als Fachreferent für Champion Trees / Rekordbäume. Der aus dem Interview entstandene Artikel ist unter folgendem Link abrufbar (allerdings hinter einer Bezahlschranke): https://rp-online.de/nrw/panorama/wermelskirchener-wahrzeichen-ein-weihnachtsbaum-und-seine-geschichten_aid-64290725
Kurzgefasst: Den Baum gibt es in der CT-Datenbank (https://ddg-web.de/rekordbaeume.html?VCardId=7016; allerdings handelt es sich nicht um einen „Champion“) und er wird seit fast 100 Jahren in der Weihnachtszeit geschmückt. Er wurde nach Recherchen des Bergischen Geschichtsvereins 1874 gepflanzt und soll damals 10 Jahre alt gewesen sein, was gut zu der Tatsache passt, dass König Wilhelm I von Württemberg 1864 eine große Menge an Saatgut dieser Art importierte.
Welche Mammut-Weihnachtsbäume es in Deutschland gibt (auch der in Wermelskirchen ist erwähnt), hat DDG-Ratsmitglied Lutz Krüger 2018 zusammengestellt: https://www.wilhelma-saat.de/weihnachts-mammutbaeume/
(Die „Quelle“ für diesen Link ist übrigens „DDG-Rundbrief Dezember 2018 - Frohe Weihnacht!“ …)
DDG auf Instagram (https://www.instagram.com/dt_dendrologische_ges/)
Beim Instagram-Account der DDG tut sich etwas:
Stefanie Weigelmeier hat beispielsweise einen Adventskalender erstellt.
Leider sind die Bilder nur zu sehen, wenn man einen Instagram-Account hat oder bei Facebook ist.
Eiben-Ausstellung ausleihbar
Thomas Kellner (info@urholz.de) schreibt dazu:
Wir haben mit den Eibenfreunden und dem Naturschutzzentrum Wurzacher Ried eine Wanderausstellung rund um die Eibe gestaltet.
Wer Interesse hat, die sehenswerte Ausstellung (siehe PDF im Anhang dieses Rundbriefs) zu präsentieren, kann sich gerne bei mir melden.
Link-Tipps
Der Speierling – ein Baum für den Klimawandel
Fast jede dritte Baumart ist vom Aussterben bedroht:
https://naturgebloggt.de/fast-jede-dritte-baumart-ist-vom-aussterben-bedroht/
Kochen mit Bäumen
https://www.br.de/mediathek/video/freizeit-reportage-kochen-mit-baeumen-av:5d9327161f30060013bfea71
Film zum Waldumbau:
https://www.youtube.com/watch?v=UQePNv7jyV0
Hibiscadelphus wilderianus: Reproduktion eines ausgestorbenen Dufts
Fernsehserie „Die magische Welt der Bäume“
Die Eiche
https://www.3sat.de/dokumentation/natur/die-magische-welt-der-baeume-eiche-100.html
(verfügbar bis 13.01.2022)
Die Edelkastanie
https://www.3sat.de/dokumentation/natur/die-magische-welt-der-baeume-edelkastanie-100.html
(verfügbar bis 13.01.2022)
Die Lärche
https://www.3sat.de/dokumentation/natur/die-magische-welt-der-baeume-laerche-100.html
(verfügbar bis 15.01.2022)
Die Linde
https://www.3sat.de/dokumentation/natur/die-magische-welt-der-baeume-linde-100.html
(verfügbar bis 15.01.2022)
Holzkunst - Neues „Leben“ für den Apfelbaum:
https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/querbeet/querbeet-holzkunst-apfelbaum-100.html
Danke an alle, die mit Hinweisen, Texten und Tipps zum Rundbrief-Jahrgang 2021 beigetragen haben!
Claudia Huber, Rundbrief-Redaktion
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